Wertpapierkredit Vergleich: Die besten Angebote und FAQ
Ein Wertpapierkredit ist eine Art Dispositionskredit für das Depot. Beide Kredite sind ähnlich flexibel und verursachen nur bei der Nutzung Kosten in Form von Zinsen, allerdings sind die Zinssätze bei einem Wertpapierkredit in der Regel deutlich günstiger. Als Sicherheit für einen Wertpapierkredit müssen Wertpapiere aus dem Depot herhalten. Normalerweise ist ein solcher Kredit nicht zweckgebunden, d.h. man kann den Kredit z.B. für den Kauf von Aktien verwenden oder sich auf sein Girokonto überweisen und für andere Zwecke nutzen. Wir stellen die günstigsten Wertpapierkredite vor. Außerdem gehen wir auf die Vor- und Nachteile dieser Kreditart ein. |
Depots mit günstigen Wertpapierkrediten im Vergleich 2020
* Depot nicht bedingungslos kostenlos. Bedingungen siehe Detailseite des jeweiligen Wertpapierdepots.
Wertpapierkredit: Erklärung und Anwendung
Ein Wertpapierkredit heißt "offiziell" Lombardkredit und wird ab und zu auch als Effektenkredit bezeichnet. Es gibt viele unterschiedliche "Ausführungen" eines Wertpapierkredites. Im Privatkundenbereich handelt es sich jedoch hauptsächlich um einen "Effektenlombardkredit", der auch als Wertpapierdispositionskredit bezeichnet wird. Dieser Wertpapierdispositionskredit wird üblicherweise Privatpersonen von ihren Banken und Brokern angeboten, daher wollen wir auch nur diese Ausführung der Kreditart behandeln und sie im Folgenden der Einfachheit halber nur noch als Wertpapierkredit oder Depotkredit bezeichnen.
Was ist ein Wertpapierkredit?
Bei einem Wertpapierkredit wird einem Kunden eine Kreditlinie auf seinem Depotverrechnungskonto eingerichtet. Diese Kreditlinie ähnelt sehr dem Dispositionskredit auf einem Girokonto und es fallen tatsächlich auch nur bei der Nutzung der Kreditlinie Sollzinsen für genutzte Beträge an. Der Wertpapierkredit hat keine feste Laufzeit und muss nicht über eine feste Rate getilgt werden, kann jedoch jederzeit wieder über eine Überweisung auf das Verrechnungskonto ausgeglichen werden.
Zinsen und Sicherheiten beim Depotkredit?
Die Zinsen eines Wertpapierkredites sind in der Regel deutlich günstiger als bei einem Dispositionskredit (siehe Tabelle). Im Gegensatz zu einem Dispositionskredit erhält die Bank Sicherheiten in Form der im Depot verwahrten Wertpapieren. Wertpapiere, die man als Sicherheit für den Wertpapier verwenden möchte, können während der Nutzung des Wertpapierkredites nicht verkauft werden.
Wie wird die maximale Höhe eines Wertpapierkredites bestimmt?
Die maximale Höhe eines Kredites auf Wertpapiere bemisst sich nach dem Beleihungswert der als Sicherheit dienenden Wertpapiere. Ein Depot wird jedoch nie mit 100% seines Wertes beliehen werden können. Die Banken setzen je nach Risiko des Wertpapiers einen anderen Beleihungswert an. Viele (unsichere) Wertpapiere wie z.B. Optionsscheine, viele Zertifikate oder kaum handelbare Aktien können überhaupt nicht als Sicherheit dienen.
Der online Broker flatex setzt z.B. Aktien mit einem Beleihungswert von maximal 50% an. Bei der onvista Bank werden dagegen viele Aktien mit 70% ihres aktuelle Kurswertes bewertet. Hat man ein Aktiendepot im Wert von 10.000€, so würde man bei flatex einen Wertpapierkredit über maximal 5.000€ eingerichtet bekommen. Die onvista Bank würde dagegen - je nach Aktien im Depot - eine Kreditlinie von bis zu 7.000€ einrichten.
Im Folgenden haben wir eine Tabelle mit den Beleihungswerten der jeweiligen Banken erstellt.
Maximale Beleihungswerte je nach Bank bzw. Broker
Broker-> | Maxblue | Flatex | onvista | Sbroker | consorsbank | comdirect |
Aktien Inland | 60 | 50 | 70 | 60 | 70 | 70 |
Aktien Ausland | 50 | 30 | 70 | 50 | 70 | 30 |
Nebenwerte | 40 | 30 | 70 | 40 | 70 | 50 |
Bundesanleihen, Geldmarktfonds etc | 90 | 90 | 90 | 80 | 80 | 80 |
Fonds und ETFS (Aktien, Gemischt) | 60 | 60 | 50 | 60 | 80 | 70 |
Übersicht | hier | hier | hier | hier | hier | hier |
Quelle: Depot-Vergleich24.net
In der Tabelle werden nur die maximalen Beleihungswerte angezeigt. Nur die onvista Bank nennt auf ihrer Übersichtsseite konkrete Beleihungswerte je nach Aktie bzw. Wertpapier (z.B. 70% für Adidas AG oder Hugo Boss und 60% für Netflix). Alle anderen Banken nennen Maximalwerte und konkretisieren die Beleihungswerte dann bei Beantragung des Wertpapierkredites.
Wie wird der Beleihungswert eines Wertpapiers bestimmt?
Generell gilt, dass mit zunehmender Sicherheit der Wertpapiere auch der mögliche Beleihungswert ansteigt. Bundesanleihen werden z.B. von den Banken und Brokern mit mindestens 80% und zum Teil mit bis zu 90% beliehen. Bei Aktien hängt es von der Marktkapitalisierung, der Volatilität der Aktie und auch dem Ursprungsland ab. Deutsche Standartwerte werden zum Beispiel bei der onvista Bank mit 70% angesetzt und ausländische Nebenwerte nur mit 40% oder zum Teil gar nicht.
Die Bank bestimmten die angebotenen Beleihungswerte nach ihrer eigenen Risikoeinschätzung. Die onvista Bank setzt die Beleihungswerte unserer Erfahrung nach am höchsten an und ermöglicht zumindest für die meisten Aktiendepots die höchsten Kreditrahmen.
Wie beantragt man einen Wertpapierkredit?
Einen Wertpapierkredit beantragt man direkt bei seinem Broker oder bei seiner Bank. Bei den Banken im Wertpapierkredit Vergleich kann ein Depotkredit direkt beim Online-Banking beantragt werden. In der Regel muss ein Antrag ausgefüllt, ausgedruckt und unterschrieben werden. Erst nachdem der unterschriebene Antrag bei der Bank eingegangen ist, kann diese den Wertpapierkredit auf dem Verrechnungskonto einrichten.
Schneller geht es bei maxblue. Bei maxblue kann ein Wertpapierkredit auch mittels Pin und TAN angefordert werden. Die Einrichtung der Kreditlinie lässt sich somit beschleunigen.
Dienen bei einem Wertpapierkredit alle Wertpapiere aus dem Depot als Sicherheit?
Nein. Bei den meisten Anträgen und Formularen zwecks Einrichtung eines Wertpapierkredites kann man die Wertpapiere auswählen, die als Sicherheit dienen sollen. Diese Auswahl ist sehr wichtig, da als Sicherheit hinterlegte Wertpapiere nicht verkauft werden können, wenn man einen Depotkredit nutzt. Möchte man z.B. bestimmte Aktien kurzfristig verkaufen oder tradet mit bestimmten Position sowieso laufend, sollte man diese eher nicht als Sicherheit hinterlegen.
Kann ein Wertpapierkredit überzogen werden?
Eine Überziehung eines Wertpapierkredites ist möglich, allerdings sollte man diese tunlichst vermeiden. Ähnlich wie bei einem Dispositionskredit fallen auch bei der Überziehung eines Wertpapierkredites Überziehungszinsen an. Bedeuten diese Überziehungszinsen bei einem Dispokredit jedoch in der Regel nur 2 bis 3% Aufschlag, sind die Zuschläge bei einem Wertpapierkredit häufig höher. Bei der comdirect beträgt der Überziehungszinssatz des Effektenkredites z.B. 11,05%, also fast doppelt soviel wie der eigentliche Wertpapierkredit.
Bei einer Überziehung ist man außerdem auf die Toleranz der Bank angewiesen. Hat man einen im Vergleich zu seinem Depotwert geringen Wertpapierkredit - also nur ein Teil seiner Wertpapiere als Sicherheiten hinterlegt und ist ansonsten ein "lukrativer" Kunde - wird die Bank bei der Überziehung sicherlich ein Auge zudrücken und sich über die hohen Zinseinnahmen freuen.
Allerdings kann die Bank auf einen Ausgleich bestehen und diesen auch durchsetzen, nachdem sie dem Kunden eine Aufforderung zum Ausgleich zugestellt hat. Nach dieser Aufforderung hat man noch bis zum Ablauf eines Monats Zeit dem Ausgleich der Kreditlinie nachzukommen. Tut man dies nicht, hat die Bank das Recht die als Sicherheit dienenden Wertpapiere zu veräußern.
Was sind die Gefahren eines Wertpapierkredites?
Zu einer Überziehung der Kreditlinie kann es sehr leicht durch einen Wertverlust der Sicherheiten kommen. Hat man z.B. bei der onvista Bank Adidas Aktien im Wert von 10.000€ als Sicherheit für den Wertpapierkredit verpfändet und seinen daraus genehmigten Wertpapierkredit über 7.000€ komplett ausgereizt, hat man ein Problem, wenn der Kurs der Adidas Aktie sinkt. Fällt das verpfändete Aktienpaket z.B. auf 8.000€, so steht einem nur noch ein Kredit in Höhe von 5.600€ zu. Daraus ergibt sich eine Überziehung von 1.400€.
Diese Überziehung sollte man aufgrund der hohen Zinskosten am besten schnellsten ausgleichen. Noch besser ist es jedoch seinen Wertpapierkredit nie ganz auszureißen. Hat man einen möglichen Kreditrahmen von 10.000€, sollte man immer nur einen Teil nutzen. Wie hoch die maximale Nutzung ausfallen sollte, hängt auch immer von den hinterlegten Sicherheiten ab. Hat man recht volatile Aktien verpfändet, sollte man bei der Nutzung der Kreditlinie besonders vorsichtig sein.
Ein Wertpapierkredit sollte außerdem nur von professionellen Anlegern genutzt werden. Neben der normalen Risiken der Anlage in Wertpapiere holt man sich durch die Spekulation auf Kredit noch weitere Risiken dazu. Außerdem sollte man immer sogenannte Schwarze Schwäne (Black Swan) im Hinterkopf behalten. Es handelt sich dabei um höchst unwahrscheinliche Ereignisse die bei ihrem Eintritt einen sehr großen und negativen Einfluss auf das (wirtschaftliche) Leben haben. Bei der Corona-Krise wird darüber gestritten, ob die Pandemie als Black Swan bezeichnet werden kann, aber so oder so lies das Ereignis die Börsen weltweit abstürzen. Personen die auf Kredit spekuliert haben, wurden auf dem falschen Fuß erwischt und mussten in vielen Fällen ihre Wertpapierkredite durch den Verkauf bereits stark gefallener Wertpapiere zurückzahlen. Die Nutzung eines Wertpapierkredites erhöht die Anlage in Aktien und andere Wertpapiere somit.
Wofür wird ein Wertpapierkredit genutzt?
Bei einigen Brokern (comdirect, onvista, S-Broker) ist der Wertpapierkredit nicht zweckgebunden und kann auf ein Girokonto überwiesen werden. Der Wertpapierkredit lässt sich somit als (im Vergleich mit einem Dispositionskredit) günstigen und flexiblen Kredit bei finanziellen Engpässen nutzen. Bevor man seinen teuren Dispokredit nutzen muss, kann man auf seinen Wertpapierkredit zurückgreifen, wenn man die oben angesprochenen Risiken berücksichtigt.
Des Weiteren stellt der Wertpapierkredit eine Alternative zum Raten- bzw. Rahmenkredit dar. Fehlt das Geld für wichtige Neuanschaffungen und möchte man nicht seine Fonds oder Aktien verkaufen, kann man sich alternativ einen Wertpapierkredit für sein Depotkonto einrichten lassen. Die Zinssätze eines Wertpapierkredites sind nicht an die Bonität des Kunden gebunden, sondern für alle Kunden gleich. Dies kann gerade für Personen mit einer schlechteren Bonität oder bereits vorhandenen Ratenkrediten ein Vorteil sein. Ein weiterer Vorteil eines Depotkredites ist, dass man diesen jederzeit per Überweisung auf das Kreditkonto tilgen kann. Man hat somit keine festen monatlichen Laufzeiten wie bei einem Ratenkredit und eine sehr hohe Flexibilität
Wertpapierkredit für Anlage in Aktien nutzen
Normalerweise wird ein Wertpapierkredit jedoch für den Kauf von Aktien und anderen Wertpapieren auf Kredit genutzt . Man muss nicht die benötigte Liquidität auf seinem Depotkonto bereit halten, sondern kann bei interessanten Kaufgelegenheiten direkt zuschlagen, oder sein Glück bei der Zeichnung bestimmter Neuemissionen versuchen.
Einige Investoren nutzen ihren Wertpapierkredit jedoch auch, um Aktien mit hohen Dividendenrenditen zu kaufen. Viele Papiere aus dem Rohstoff- oder Telekomsektor zahlen Dividendenrenditen, die höher sind als die Zinssätze der Wertpapierkredite. Die teilweise monatliche oder quartalsweise gezahlte Dividende wird dann für die Zinskosten und die Tilgung des Kredites verwendet.
Ein Wertpapierkredit kann sinnvoll eingesetzt werden. Wir stellen ins unserem Wertpapierkredit Vergleich die günstigsten Depotkredite der bekannten Broker und Banken vor. Das Risiko eines solchen Kredites sollte jedoch nicht unterschätzt werden ( siehe "Gefahren eines Wertpapierkredites). Ein Wertpapierkredit ist daher nur für wirklich erfahrende Anleger geeignet.