Gebühren bei der Postbank - Kostenloses Girokonto Adé?
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Bereits am 19.08.2016 hatte die Postbank eine Pressemitteilung veröffentlicht, in der sie ein neues Preismodell für ihre Girokonten ankündigte. Inzwischen wurden bereits die meisten Postbank Kunden schriftlich über die zum 01.11.2016 geplanten Konditionsänderungen informiert. Kostenlose Girokonten wird es bei der Postbank weiterhin geben, allerdings nur für einen deutlich kleineren Kundenkreis. Wir erklären, wie man bei der Postbank weiterhin Kontoführungsgebühren vermeiden kann und was es für sinnvolle Alternativen zum Postbank Girokonto gibt. |
Neues Preismodell bei der Postbank - alte und neue Kontenmodelle
Bisher gab es drei unterschiedliche Girokontenmodelle für Privatleute bei der Postbank. Nämlich das Girokonto Giro plus (kostenlos für Studenten oder ab 1.000€ Geldeingang), das Girokonto Giro extra plus (kostenlos ab 4.000€ Geldeingang) und das Jugendkonto Giro start direkt (für Kinder und junge Leute bis 22 Jahre).
Zusätzlich wird seit Kurzem das Girokonto Giro direkt angeboten. Außerdem werden die Konditionen bei den Girokonten plus und extra plus verändert. Die Konditionen ab 01.11.2016 in der Tabelle.
Konto | Kontoführung p.m. | Karten | Veränderung & Besonderheiten | Details |
Giro plus | 3,90€ |
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Giro extra plus | 9.90€ 0€ ab 3.000€ Geldeingang |
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Giro direkt | 1.90€ |
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Giro start direkt | 0€ |
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Wie kann man weiterhin ein kostenloses Girokonto bei der Postbank nutzen?
Die Möglichkeiten ein kostenloses Girokonto bei der Postbank zu erhalten werden ab dem 01.11.2016 leider ziemlich eingeschränkt. Keine Sorgen machen müssen sich Kinder, Jugendliche und junge Leute bis 22 Jahre. Für sie wird das Kontenmodell Giro direkt weiterhin komplett kostenlos angeboten. Für ältere Personen gibt es allerdings zukünftig nur noch eine Möglichkeit sich die Kontoführungsgebühren bei der Postbank zu sparen, nämlich mit dem Girokonto exta plus und einem Geldeingang von über 3.000€ im Monat:
Girokonto extra plus kostenlos nutzen
Die Postbank bietet das Girokonto extra plus bereits seit einigen Jahren an. Das Konto bietet viele Extras und wurde bisher erst ab einem monatlichen Geldeingang von 4.000€ kostenlos angeboten. Im Rahmen der neuen Preispolitik hat die Postbank den Mindestgeldeingang auf "nur" noch 3.000€ abgesenkt. Beim Geldeingang muss es sich nicht um einen Gehaltseingang handeln, sondern es ist auch eine Überweisung oder ein Dauerauftrag von einem anderen Konto über mindestens 3.000€ möglich. Außerdem kann der monatliche Geldeingang aus vielen kleineren (Überweisungs)Eingängen zusammengesetzt sein.
Aus Testzwecken haben wir das Konto bereits vor längerer Zeit eröffnet und können bestätigen, dass keine Kontoführungsgebühren anfallen, selbst wenn man nur mit einer Vielzahl an Geldeingängen (und dem hin und her Überweisen) auf die bisher geforderten 4.000€ (ab 01.11.2016 dann mindestens 3.000€) kommt. Man kann sich z.B. per Dauerauftrag von einem anderen Konto den geforderten Geldeingang überweisen und einige Tage später einen Teil oder den ganzen Betrag zurück überweisen. Zumindest bisher hat die Eigenüberweisung als Geldeingang ausgereicht, allerdings weiß man nicht mit Sicherheit, ob die Postbank dieser Handhabung irgendwann ebenfalls einen Riegel vorschiebt.
Wechsel auf ein kostenloses Postbank Konto
Wer mit der Postbank an sich zufrieden ist und sich nur an der Einführung der Kontoführungsgebühr stört, sollte einen Wechsel auf das Girokonto extra plus durchführen. Der Wechsel des Kontomodells ist hier ( unter "so geht´s" und dort bei "bestehendes Konto aufwerten") möglich. Der Kontowechsel macht allerdings nur Sinn, wenn man einen Geldeingang über 3.000€ im Monat hat oder man sich diesen mit einer oder mehreren Überweisungen von einem Zweitkonto "basteln" kann. Das Konto bietet einiges mehr als die Kontenmodelle Giro direkt oder Giro plus uns ist daher sowieso die bessere Wahl.
Folgende Extras bietet das Konto Giro extra plus
- Keine Kontoführungsgebühr ab 3.000€ Geldeingang im Monat
- Goldene EC-Karte und kostenlose VISA Kreditkarte
- Kostenlos abheben in allen Ländern mit dem € als Landeswährung
- VISA Platin Kreditkarte für 79€ im Jahr möglich (mit großem Versicherungspaket)
- Mitgliedschaft im Select Programm (spezielle Hotline und weitere Extras)
Alternativen zum Postbank Girokonto
Wer mit der Postbank nicht zufrieden ist oder keine Geldeingang von über 3.000€ im Monat darstellen kann (selbst mit dem o.g. Vorgehen), sollte sich Gedanken über einen Bankwechsel machen. Bei welcher Bank man besonders bequem sein Girokonto wechseln kann, haben wir bereits in einem anderen Beitrag erklärt.
Als besonders gute und vor Allem kostenlose Alternativen zum Postbank Girokonto (wir setzen eine gewisse "Filialbankaffinität" voraus) können wir folgende Banken empfehlen.
Filialbanken und Direktbanken mit unbegrenzt kostenlosen Einzahlungsmöglichkeiten
Fazit Preisanpassung bei der Postbank
Die Einführung einer Kontoführungsgebühr bei der Postbank halten wir für einen Schuss ins eigene Knie. Die Bank hat in den letzten Jahren mit zum Teil wirklich extrem teuren Aktionen um Neukunden geworben und zeitweise bis zu 200€ in Form von Amazon Gutscheinen an Neukunden verschenkt. Bereits seit Langem läuft eine Freunde werben Freunde Aktion, bei der der Werber und der Neukunde je 50€ erhalten können. Die Postbank hat sich also ihr Kundenwachstum teuer erkauft und wird nun auf einen Schlag einen Teil ihrer Kunden wieder verlieren.
Ebenfalls nicht besonders vorausschauend hat sich die Postbank bei der Wahl ihrer Slogans verhalten. Zum Teil wurde in der Werbung mit Sätzen wie " lebenslang keine Kontoführungsgebühr bei belegloser Kontoführung" geworben und dennoch werden nun beim Kontomodell Giro plus für alle Kunden Gebühren eingeführt. Gegen dieses Vorgehen beabsichtigen bereits die ersten Kunden zu klagen (siehe Handelsblatt 26.08.2016).
Generell macht(e) die Postbank ein gutes Angebot im Girokonto-Bereich. Ob man allerdings bei einer Bank bleibt, die Gebühren für Leistungen einführt, die man anderswo noch kostenlos bekommt, ist fraglich. Der Aufschrei nach der Bekanntgabe der neuen Postbank Konditionen war zumindest enorm. In den nächsten Monaten wird sich zeigen, ob die Bankkunden wirklich so träge sind, wie ihnen oft nachgesagt wird.
Wir halten einen Bankwechsel zumindest dann nicht für notwendig, wenn man das Kontomodell Giro extra plus kostenlos nutzen kann (siehe weiter oben) oder wenn man noch unter 22 Jahre alt ist.
Werden andere Banken und Sparkassen nun ebenfalls Kontoführungsgebühren einführen?
Die Postbank hat durch die angekündigte Konditionsanpassung viel Aufmerksamkeit durch die Presse bekommen. Viele andere Banken haben jedoch bereits einige Wochen oder Monate vorher ihre Konditionen angepasst und Kontoführungsgebühren eingeführt. Besonders oft haben Sparkassen und Volksbanken ihre Gebühren erhöht. Diese Anpassungen haben es allerdings hauptsächlich nur in die regionale Presse geschafft.
Eine andere deutsche Großbank, die bereits vor einigen Monaten ihr kostenloses Girokonto abgeschafft hat, ist die HypoVereinsbank. Früher konnte man bei der HypoVereinsbank ein kostenloses Girokonto erhalten, wenn man ein Durchschnittsguthaben von mindestens 1.500€ auf dem Konto liegen hat. Inzwischen ist das kostenlose Girokonto Geschichte und Kunden müssen mindestens 2,90€ an Kontoführungsgebühren bezahlen. Die HypoVereinsbank hat es im Gegensatz zur Postbank relativ unbeschadet durch die Berichterstattung geschafft.
Was planen die anderen Banken?
Aufgrund der ziemlich negativen Medienechos werden sich einige Banken sicherlich zweimal überlegen, ob sie ihre kostenlosen Konten abschaffen. Die Commerzbank wirbt inzwischen relativ offensiv mit dem fehlen einer Kontoführungsgebühr und kann so eventuell relativ günstig an viele ehemalige Postbankkunden kommen. Dennoch lastet auf den Banken in Deutschland ein ziemlicher Druck. Girokonten waren noch nie besonders profitable Produkte und wurden eher als "Türöffner" für den Aufbau einer Kundenbeziehung verstanden.
Besonders die regionalen Sparkassen und Volksbanken werden (wenn nicht bereits getan) ihre Konditionen anpassen und ihre Girokontenmodelle überdenken müssen.
Bei den bekannteren Direktbanken sehen wir bisher keine Tendenz zur Einführung von Kontoführungsgebühren. Noch können die Direktbanken aufgrund ihrer Kostenvorteile (keine Filialen) im Niedriegzinsumfeld auch mit kostenlosen Girokonten bestehen. Außerdem gibt es für jede Direktbank zu viele direkte Mitbewerber zu denen die Kunden leicht wechseln könnten. Eine regionale Sparkasse hat vermutlich einen eher älteren Kundenstamm, der die Ansprechpartner in den Filialen schätzt und wenn überhaupt nur zu einer anderen Bank vor Ort wechseln würde. Kunden einer Direktbank gelten dagegen als etwas wechselwilliger. Viele Direktbanken bieten außerdem einen speziellen Konto-Wechselservice an, der Interessenten den Bankwechsel so einfach wie möglich machen soll.